Noch im Jahr 2023 werden markante Berggipfel im Berner Oberland mit einem Leuchtfeuer ausgestattet. In der Bildmontage sind die neuen Gipfellichter auf Eiger, Mönch, Jungfrau, Breithorn, Gspaltenhorn und Blüemlisalp (von links) sichtbar. Bestehende Lichter leuchten vom Jungfraujoch, Schilthorn und Niesen. Am Himmel sind in der Langzeitbelichtung die Bahnen von Sternen und eines Flugzeugs zu sehen. Foto: Christian Pfander; Bildbearbeitung: Jonas Oetiker
Gesamter Alpenraum betroffen
Das Berner Oberland mit seinem markanten Bergpanorama ist durch die Gipfelbeleuchtungsbeschlüsse stark betroffen. Das vom Eidgenössischen Flugsicherungsdezernat (EFS) angeordnete Gipfelbeleuchtungsregime gilt jedoch für das gesamte schweizerische Alpengebiet. Es betrifft also insbesondere das Wallis, die Zentralschweiz und das Bündnerland ebenfalls massiv. So werden auch auf dem Matterhorn, Dom, Monte Rosa, Bietschhorn, Titlis, Tödi, Rheinwaldhorn oder Piz Bernina Gipfellichter installiert, um nur einige Beispiele zu nennen. «Doch die Schweiz beleuchtet ihre Gipfel nicht im Alleingang», betont EFS-Leiterin Tarja Lento: «Das Vorhaben geht über die Eidgenossenschaft hinaus.» Die Gipfelbeleuchtung sei an einem Gipfel mit den Flugsicherheitsverantwortlichen der Nachbarländer abgestimmt worden. «Es gilt, verschärfte Flugsicherheitsgesetze, die neu innerhalb der EU, aber auch koordiniert mit der US-Luftfahrtbehörde gelten, umzusetzen. Betroffen ist also der gesamte Alpenraum.» Eine ganze Reihe grosser Flughäfen befinde sich in Alpennähe. Lento zählt neben Zürich und Genf als Beispiele Wien, München, Mailand, Turin, Nizza, Marseille und Lyon auf. Konkret bedeutet dies, dass auch so markante Gipfel wie der Montblanc, Gran Paradiso oder der Grossglockner noch dieses Jahr mit einem Lichtmast ausgestattet werden. Nicht betroffen ist übrigens die Zugspitze. Auf Deutschlands höchstem Berg leuchtet bereits heute ein Gipfellicht. (hpr)
Noch im Jahr 2023 werden markante Berggipfel im Berner Oberland mit einem Leuchtfeuer ausgestattet. In der Bildmontage sind die neuen Gipfellichter auf Eiger, Mönch und Jungfrau sichtbar. Im Vordergrund: Männlichen und Tschuggen. Foto: Keystone; Bildbearbeitung: Jonas Oetiker
Urs Wohler, Geschäftsführer der Niesenbahn AG, zeigt auf dem Niesengipfel zum Leuchtfeuer des Bergs. Foto: PD/Niesenbahn
Empörte Stimmen
Wenig erbaut von den nun publik gewordenen Beleuchtungsplänen zeigt sich der Ornithologische Verband Oberland (OVO). «Ein weiterer dramatischer Eingriff für die Vogelwelt», konstatiert Verbandssprecherin Eleonore Fink: «Insbesondere für Zugvögel können die neuen Gebirgslichter irritierend sein.» Zugvögel orientierten sich auf ihren Wanderungen zwar primär am Erdmagnetsystem. «Doch sie navigieren auch mithilfe der Sterne. Entsprechend störend sind die neuen, abgelegenen Lichtquellen.»
«Ein Ablöscher» sind die Pläne für die Gesellschaft für Astronomie Gstaad (GAG). Deren Präsident Lukas Stern spricht von «massiver zusätzlicher Lichtverschmutzung, gerade in Gebieten, die sich zuvor dank relativer Dunkelheit noch gut für nächtliche Himmelsbeobachtungen eigneten». Künstliche Beleuchtung erhelle den Nachthimmel ohnehin zunehmend. «Schon jetzt erschweren uns zudem künstliche Objekte wie Satelliten und Weltraumschrott das Leben», beklagt der Hobbyastronom. «Und mit Elon Musks vorgesehenen 42’000 Starlink-Satelliten wird es auch nicht besser.»
Umfrage: Was halten Sie von den geplanten Gipfellichtern?
Das ist die Erleuchtung! 28%
Da gehen bei mir die Lichter aus. 52%
Mir ist das (Stern-)schnuppe. 20%
(136 Personen nahmen an dieser nicht repräsentativen Befragung teil.)
Tarja Lento vom EFS versucht zu beschwichtigen: «Wir tun alles, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.» So würden sämtliche geplanten Gipfellichter mit stromsparender und für Tiere kaum sichtbarer LED-Technologie sowie mit Solarbatterien ausgestattet. «Die Lichtmasten werden maximal 10 Meter hoch. Zudem nutzen wir zum Anbringen der Leuchtkörper nach Möglichkeit bereits bestehende Installationen wie etwa Gipfelkreuze.»
Blick in den Schaltschrank im Antriebsraum auf dem Niesen, wo das Leuchtfeuer des Bergs programmiert werden kann. Foto: PD/Niesenbahn
Einigen dürfte jetzt ein Licht aufgehen
Eiger, Mönch, Jungfrau und Blüemlisalp mit Gipfelleuchte? Natürlich nicht! Mit dieser Beleuchtungs-Geschichte, die nicht unbedingt einleuchtet, haben wir uns einen Aprilscherz erlaubt.
Hans Peter Roth
«Ablöscher» wegen geplanter Gipfelbeleuchtung? In diesem Artikel haben wir viel erfunden. Sehr viel. Schliesslich war am Samstag der 1. April. Erfunden sind zum Beispiel das Eidgenössische Flugsicherungsdezernat (EFS), der Ornithologische Verband Oberland (OVO) und die Gesellschaft für Astronomie Gstaad (GAG). Surreales und Reales Folgelogisch existieren auch die EFS-Sprecherin Tarja Lento («Lento» heisst auf Finnisch übrigens «Flug»), die OVO-Vertreterin Eleonore Fink und GAG-Präsident Lukas Stern nicht im realen Leben. Und ebenso folgelogisch ist auch die eher unterbelichtete Idee von geplanten Beleuchtungsmasten auf markanten Berner Hochalpengipfeln eine reine Erfindung. Real sind hingegen die Lichter, die auf dem Bantiger, Belpberg, Stockhorn, Schilthorn, Jungfraujoch und Niesen blinken oder brennen, sei es nun aufgrund der Flugsicherheit oder nicht. Ebenfalls im echten Leben existent ist Urs Wohler. Die Redaktion dankt dem Geschäftsführer der Niesenbahn AG herzlich für seine tatkräftige und humorvolle Mitarbeit.